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21. September 2020

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21. September 2020

Für einen positive(re)n Lernbegriff

Was bedeutet eigentlich Lernen genau? Lernen begleitet uns vom ersten Moment der Geburt an – und von da an permanent. Wir können eigentlich gar nicht anders als lernen! Trotzdem assoziieren Kinder und Jugendliche heute den Begriff “Lernen” meist mit dem Thema Schule – und, wie eine aktuelle Umfrage der Deutschen Telekom Stiftung offenbart, eher selten mit Spaß. Was wir tun können, um zu einem positiven Lernbegriff zurückzufinden, wie Lernen wieder mehr Spaß machen kann und warum es höchste Zeit dafür ist: Ein Plädoyer und Mutmacher.

Was verstehen Kinder und Jugendliche eigentlich unter dem Begriff „Lernen“? Womit assoziieren sie es? Die von der Deutsche Telekom Stiftung im Frühjahr 2020 in Auftrag gegebene Studie zum Lernverhalten offenbart: Die überwältigende Mehrheit nennt “Hausaufgaben machen” und das “Einprägen von Schulstoff” als die Aktivitäten schlechthin, die sie mit Lernen verbindet. Des Weiteren zeigen die Zahlen, dass die Hälfte (51 Prozent) der befragten Kinder und Jugendlichen Lernen in Zusammenhang mit Zwang und Druck setzen, rund 76 Prozent mit Anstrengung und 70 Prozent mit einem hohen Zeitaufwand verbinden. Knapp jeder dritte befragte Schüler verbindet Lernen mit Langeweile – nur 23 Prozent mit Spaß. 

Lernen ist Entdeckungslust, Neugierde, Spaß!

Das ist schade, denn in der Fähigkeit “Lernen” steckt so viel (mehr) drin: Denken wir daran, wie Kinder laufen, sprechen, greifen oder Fahrradfahren lernen. Mit welcher Ausdauer sie so lange probieren, bis es eben klappt. Von Langeweile keine Spur, eher Eroberungs- und Entdeckungslust. Neugierde. Und Spaß. Durchs Lernen erobern wir uns die Welt, entwickeln uns weiter und vergrößern kontinuierlich unseren Horizont. Dieser Prozess ist nachweislich mit Glück verbunden: Wenn wir etwas gelernt haben, wird unser Glückszentrum neurobiologisch aktiviert und es werden Glückshormone ausgeschüttet, resümiert Neurowissenschaftler Prof. Dr. Manfred Spitzer. Eltern, die nun an ihr Mathe-lernendes Kind oder an lange Schreibtisch-Nachmittage denken, mögen vielleicht die Stirn runzeln, da von diesem Spaß oft sehr wenig zu spüren ist.

Lernen heute und die Rolle der Schulen

Wenn Kinder den Spaß am Lernen verlieren, liegt das nicht an ihnen, sondern daran, dass Kindern aktuell nicht vermittelt wird, wie man eigentlich lernt. Welche Techniken und Kniffe es gibt, sich Schulstoff selbst zu erobern und wirklich zu verstehen. Die Folge: Lernen ist mühsam und mit zu wenig Erfolgserlebnissen verbunden – kein Selbstläufer, bei dem man gerne bei der Sache bleibt. Schulen hier die Schuld zu geben, greift aber zu kurz. Viele Schulen und Lehrkräfte sind sogar offen für das Thema – hier herrscht oft weniger ein Mangel an Bereitschaft als ein Umsetzungsproblem. 

Positive Lernerfahrungen stärken ein Kind für das gesamte Leben.

Nicht erst seit Corona sehen sich Schulen vor der Herausforderung, mit teils geringen Budgets und oft zu wenigen Lehrkräften zahlreiche Entscheidungen der Bildungspolitik im Alltag umzusetzen. Das Wissen darum, wie man Lernprozesse nach neuesten Erkenntnissen umgestaltet, wie man Kindern wieder zu positiveren Lernerlebnissen verhilft, ist oft vorhanden. Aktuell schaffen es aber leider immer noch wenige Schulen, dieses Wissen flächendeckend in ihren Lehrplänen zu verankern – und bis dabei die Konsequenzen aus dem bereits vorhandenen Wissen tatsächlich in den Alltag übersetzt werden wird, kann es eine Weile dauern.

Lernen ist wie Welt erobern. Holen wir uns das zurück!

Zurück zu unserem Lernbegriff. Was tun? Warten, bis die Bildungslandschaft sich verändert? Das ist nicht nötig: Denn bis dahin können wir auch selbst etwas tun! Mit Lerntechniken, die sich leicht im Alltag verankern lassen, sowie kleinen Veränderungen im Familienalltag lässt sich einiges bewirken – und der Lernprozess auf ein positiveres und erfolgreicheres Level heben. Für entspannte Kinder. Und für einen Lernbegriff, der wieder mehr mit dem zu tun hat, was Lernen ursprünglich ausmacht: Weltentdeckung und Eroberungslust. Großer Spaß. Und “immerweiterwachsenwollen”.

Von Elgin Wiggers

Studie:

Hier geht es zu den Ergebnissen der Studie der Deutsche Telekom Stiftung: www.telekom-stiftung.de/lernstudie2020