Nach über einem Jahr in der Corona-Krise jonglieren Eltern noch immer täglich mit ihrem Job, dem digitalen (oder nicht digitalen) Unterricht des Kindes, dem gemeinsamen Lernen, Haushalt, Freizeit-Bespaßen, Dauer-Motivieren und allem anderen, was im Familienalltag noch so anfällt. Willkommen bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – die Corona-Edition.
So langsam, aber sicher sind die letzten Kraftreserven aufgebraucht und Eltern nur noch erschöpft. Kein Wunder – nach rund 13 Monaten Pandemie und Schul-Chaos. Auch Kinder leiden darunter: sie können nicht raus, vermissen ihre Freunde und wahrscheinlich sogar das Klassenzimmer. Das spiegelt sich in der Laune und Motivation wider. Deshalb ist es jetzt wichtig, sich selbst und den Lernprozess zu entspannen, dem Kind den Druck zu nehmen und gemeinsam nach vorne zu schauen.
Soforthilfe fürs Lernen im Distanzunterricht – was Eltern und Schulkindern jetzt hilft und den Familienalltag langfristig entlastet:
Mehr Sorge um Selbstfürsorge
Eltern sind keine Lehrkräfte und das ist eine wirklich harte Zeit. Jeder gibt sein (best-) mögliches und das neben Haushalt, Job, Kind und Kegel. Diese Mammut-Aufgabe ist kaum zu bewältigen und jeder verzweifelte Moment daher absolut nachvollziehbar. Was Eltern wuppen, verdient den höchsten Respekt. Dennoch ist es wichtig, sich für sich selbst Zeit zu nehmen – wo es noch möglich ist – und den eigenen Akku nicht leer gehen zu lassen. Es kann gerade nicht alles perfekt sein. Das muss es auch nicht. Wer das akzeptiert, wird automatisch gelassener.
Können Kinder eigenständig lernen und sind damit weniger auf die Unterstützung der Eltern angewiesen, klappt das mit der Selbstfürsorge übrigens noch besser.
Mut zur (Wissens-) Lücke
Wussten Sie, dass wir im Laufe unseres Lebens satte 95 Prozent des kompletten Schulstoffs wieder vergessen? Wenn also etwas nicht fertig wird oder einige Vokabeln nicht hängen bleiben: gelassen bleiben. Pause machen. Rausgehen und einfach Spaß haben. Kein Kind wird sich nach dieser Zeit daran erinnern, was es im Pandemie-Jahr gelernt oder womöglich verpasst hat. Sondern viel eher daran, wie die gemeinsame Zeit als Familie war.
Beginnen Sie zu Hause auch damit Fehler zu feiern. Ja, richtig, feiern. Denn jeder Fehler ist eine Chance, etwas Neues und dazu zu lernen. Verinnerlicht Ihr Kind das, hat es keine Angst vor Fehlern, die beim Lernen und in Prüfungen blockiert.
Lernprozess entlasten
Bereits mit kleinen Kniffen, die sich leicht in den Alltag integrieren lassen, verbessert sich der Lernprozess. Angefangen mit den fünf Grundsäulen: Gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, viel Bewegung, genug Wasser und eine strukturierte Planung. Letzteres könnte ein „heimischer“ Stundenplan mit den „To Dos der Woche“ sein, die Eltern gemeinsam mit ihrem Kind aufschreiben. Am besten auf ein großes, selbst gebasteltes und schön buntes Plakat. Setzen Sie dabei kleinere Etappenziele. Werden diese erreicht, motiviert das. Und hat das Kind eine Aufgabe aus dem Wochenplan erledigt, darf es den Aufgabenzettel feierlich wegschmeißen.
Wichtig für einen entspannten Lernprozess ist zudem, dass Kinder beim Lernen regelmäßig Pausen machen, sonst rauscht die Konzentration in den Keller. Macht ein Kind mindestens alle 20 Minuten Pause und bewegt sich, sorgt unser Organismus automatisch für einen neuen Konzentrationsschub: die Denkzentren werden runtergefahren, beschleunigtes Atmen erhöht die Sauerstoffzufuhr, regt den Stoffwechsel an und das Gehirn regeneriert sich. Unser Tipp: Nehmen Sie einen Würfel, ordnen Sie jeder Seite einen lustigen „Tanzmove“ zu und lassen Sie Ihr Kind um die Tanz-Pause würfeln.
Selbstständigkeit fördern
Gerade in der aktuellen Situation ist selbstständig zu lernen ein großer Vorteil. Das entlastet die Eltern und fördert das Kind enorm. Damit das Kind in kleinen Schritten selbstständiger wird, lassen Sie es selbst entscheiden, ob es überhaupt Hilfe beim Lernen braucht. Es könnte zum Beispiel mit farbigen Post-Its signalisieren, ob es gut klarkommt (grün), die Eltern einmal drüber schauen sollen (gelb) oder ob es etwas nicht verstanden hat (pink). Auch mit „Frage-Kärtchen“ kann das Kind aktiv Hilfe einfordern. Hat Ihr Kind beim Lernen eine Frage, muss es ein Kärtchen abgeben – und sich dabei gut überlegen, ob es wirklich Hilfe braucht oder eher doch nicht (20 Kärtchen für eine Lern-Woche.)
Extra-Tipp: Lernübungen fördern die Eigenständigkeit von Kindern und vereinfachen den gesamten Lernprozess. Einige davon stellen wir kostenlos in unserem Online-Familienseminar vor.
Spielerisch lernen
Mit Spaß lernt es sich am schönsten! Werden Sie deshalb kreativ und machen Sie gemeinsam eine Kunstausstellung aus Lernplakaten. Basteln Sie einen Fernseher, in dem Ihr Kind eine Nachrichtensendung mit dem neuesten Wissen moderiert. Spielen Sie „Der Boden ist Lava“ mit Ihrem Kind: es springt, ohne den Boden zu berühren, von einer „Lern-Insel“ zur nächsten und erzählt dabei immer etwas dazu (perfekt für Erdkunde). Auch kreative Lernorte machen mehr Spaß. Schreiben Sie die Schulaufgaben mit Kreide auf den Gehweg oder mit Fenstermalfarben auf Glasscheiben.
Extra-Tipp: Mehr Ideen zum spielerischen Lernen stellen wir auch auf unserem Instagram-Kanal vor.
Achtsam sein
Die kleinen Dinge sehen – das ist manchmal nicht so leicht. Erstrecht in der aktuellen Situation. Aber genau deshalb wiegt es doppelt, den Fokus bewusst aufs Positive zu lenken und dankbar für eben jene kleinen Dinge zu sein. Bringen Sie Ihr Kind ins Bett und zählen Sie jeder drei Dinge auf, für die Sie dankbar sind. Das kann ein entspannter Start in den Tag, eine Tanz-Pause vom Lernen oder das Essen sein. Unser Gehirn liebt es dankbar zu sein und lässt sich davon nachhaltig positiv beeinflussen.
Gemeinsam träumen
Diese Krise wird nicht ewig währen. Darum ist gemeinsames Träumen – vom nächsten Urlaub oder dem nächsten Ausflug – eine gute Möglichkeit, positiv nach vorne zu schauen. Basteln Sie zusammen ein Träume-Plakat. Das schweißt zusammen, macht Spaß und Ihnen eine großartige Vorfreude auf bessere Tage.