„Was hat er gesagt?“
Kennen Sie noch diese lustige Szene aus „Asterix bei den Briten“: Ein britischer Soldat und ein römischer Legionär fragen abwechselnd „What he says?“ und „Was sagt er?“ – ohne zu wissen, dass sie dieselbe Frage stellen.
Es ist noch nicht lange her, da hatten Kinder die erste schulische Begegnung mit Fremdsprachen etwa ab der 5. Klasse. Heute sieht das anders aus: Spätestens in der dritten Klasse lernen Schüler:innen ihre ersten englischen Begriffe. Außerhalb der Schule passiert das schon früher, z. B. durchs Fernsehen (Asterix!) oder durchs Reisen.
Kaum ist die Grundschulzeit vorbei, kommt auch schon eine weitere Fremdsprache in der Schule dazu. Während ein Teil der Kinder eine natürliche Begeisterung für Fremdsprachen mitbringt, fällt es anderen schwerer. Die fragen sich im Englischunterricht noch „What he says?“ – und dann kommt auch noch Französisch dazu! Kein Wunder, dass Sprachenlernen dann mit viel Mühe verbunden ist. Und nicht besonders beliebt. Doch selbst wenn fremde Sprachen Begeisterung auslösen: Vokabeln und Grammatik lernen ist dann doch die kleine Schwester der Langeweile. Oder?
Sprachen lernen: Tschüss Schreibtisch!
Nein! Wenn es richtig gemacht wird, gibt es besonders beim Sprachenlernen so viele Möglichkeiten für lebhaftes, abwechslungsreiches und spielerisches Lernen. Aber noch wichtiger: Verbunden mit Aktivität, „miteinander Quasseln“ und Spielen funktioniert es sogar um einiges besser, als wenn Kinder brav am Schreibtisch sitzen und in einer Tour stundenlang ihre Vokabeln pauken.
Irgendwie ist das auch logisch – und wir konnten es uns schon denken. Doch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig haben die ganze Sache mittels einer Studie1 bestätigt. Sie haben nämlich untersucht, wie sich Menschen am besten Wörter einprägen können. Das Ergebnis: Vokabeln lernen funktioniert am besten mit allen Sinnen.
Besonders wichtig ist dabei Bewegung, z. B. in Form von Gesten. Aber auch Bilder, die zu den Wörtern passen, helfen beim Einprägen. Am Schreibtisch sitzen und nur mit Worten beschriebene Karteikarten wieder und wieder hin und her drehen ist also tatsächlich nicht die beste Variante.
Klingt ernst, ist aber spaßig: multisensorische Lerntheorie
Das Ganze hat auch einen Namen: multisensorische Lerntheorie. Das bedeutet nichts anderes, als dass unser Gehirn am besten lernt, wenn die Lerninhalte gleich über mehrere Sinne bei ihm ankommen. Genau diese Lerntheorie haben die Wissenschaftler mit ihrer Studie also bestätigt. Sie fanden heraus: Studienteilnehmer:innen konnten sich Vokabeln besonders gut merken, wenn sie sie mit einer dazu passenden Geste lernten.
Noch besser klappte es, wenn sie das Wort und seine Übersetzung hörten und gleichzeitig auch noch ein Bild davon sahen. Der Clou: Das Lernen über unterschiedliche Sinneseindrücke versetzt logischerweise auch unterschiedliche Gehirnregionen in Aktivität – hier das Bewegungssystem und das Sehsystem. Und was macht das Gehirn dann damit? Ganz einfach: Es verknüpft die unterschiedlichen Reize miteinander. Die Forscher vermuten, dass sich solche Assoziationen dann einfach stärker einprägen.
Klappt das auch mit der Grammatik? Oder wie tanzt man „Present Perfect“?
Die gute Nachricht: Ja, natürlich! Die schlechte: In Present Perfect lässt sich weniger gut reinbeißen als in einen Apfel. Doch der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Sprachen können auf ganz unterschiedliche und abwechslungsreiche Art gelernt werden. Was ist schließlich lebendiger als miteinander zu sprechen?
Und wissen Sie was: Entgegen der allgemeinen Annahme ist die perfekte Grammatik gar nicht so wichtig. Es geht vielmehr um das Erlangen von sprachlicher Kompetenz. Damit die Kinder dazu befähigt werden, in andere Kulturen einzutauchen. Wenn sie sich dafür zunächst mit einzelnen deutschen Wörtern, Händen und Füßen und falscher Anwendung von Zeitformen unterhalten, ist das vollkommen in Ordnung. Wenn sie dabei lachen müssen: noch besser!
Und haben Sies gemerkt: Mit Händen und Füßen unterhalten … da sind wir wieder bei der Bewegung. Keine Frage: Das Present Perfect lässt sich sicher auch tanzend lernen!
Genug Theorie, jetzt kommt mehr Praxis!
Wenn es ums Vokabelnlernen geht, gibt es unglaublich viele Methoden, damit Kinder gelernte Wörter nicht sofort wieder vergessen. Super bewährt hat sich der Lernkasten. Hier werden zwar auch klassisch Wörter und ihre Übersetzungen auf Karteikarten geschrieben, aber dann geht es um „Spaced Repetition“ zusammen mit einer Prise „Active Recall“. Und schon klappts mit der Fremdsprache.
Mit Spaced Repetition und Active Recall bleibt das Gelernte nachhaltig im Langzeitgedächtnis gespeichert und wird nicht wieder aussortiert. Wie der Lernkasten ganz genau funktioniert, können Sie hier nachschauen.
Spielend Vokabeln lernen
Wie es mit den Wiederholungen gut funktionieren kann, wissen Sie jetzt. Aber wie lassen sich Vokabeln gut mit allen Sinnen lernen? Indem Ihr Kind ein Spiel draus macht. Das funktioniert sogar bei den ganz besonders „schwierigen Fällen“: den oft nicht besonders motivierten Teenagern.
Für die noch jüngeren Schüler:innen sorgen kleine Lernspiele wie Fliegenkatschenmemory, Klebezettelmemory oder Streichholzschachtelwörter für großen Lernspaß. Ältere Schüler:innen lassen sich mit Lernapss auf Handy oder Tablet vom spielerischen Lernen gerne überzeugen.
Wichtig ist bei alldem: Das Sprachenlernen muss Spaß machen. Sonst wird es nie aus dem Langeweile-Status herauskommen. Am besten startet Ihr Kind mit einem guten Gefühl ins Lernen, hat währenddessen eine gute Zeit und hört auf, wenns am schönsten ist. Das weiß auch Teresa Röder – und die muss es wissen, denn schließlich ist sie schon seit 15 Jahren Lehrerin. Schauen Sie mal hier:
3 Prinzipien des Sprachenlernens
Wissen Sie, was eine polyglotte Person ist? So bezeichnet man Menschen, die viele Sprachen sprechen können. Eine davon ist Lýdia Machová, eine Dolmetscherin und Sprachmentorin. Sie spricht mittlerweile neun verschiedene Sprachen und lernt alle zwei Jahre eine neue dazu. Warum? Weil sie Spaß daran hat. Das ist auch eines ihrer drei Prinzipien, die es braucht, um eine Sprache zu lernen. Dazu hat sie einen sehr inspirierenden TED-Talk gehalten.
Sie wollte herausfinden, wie andere polyglotte Menschen Sprachen lernen. Schließlich muss es doch einen Trick geben, warum manche Menschen so viele Sprachen sprechen können und andere sich nach wie vor fragen: „What he says?“
Lýdia fand heraus: Alle nutzten andere Methoden. Ob nach Rezepten in einer fremden Sprache kochen, im Gespräch mit Muttersprachler:innen lernen oder per App den Lernfortschritt tracken, war dabei eigentlich egal. Aber: Alle machten etwas, das ihnen Spaß machte. Genau wie sie selbst.
Aus ihrem eigenen Lernen und den Gesprächen mit anderen polyglotten Menschen leitete sie drei Prinzipien ab, die wir Ihnen am Ende auch mit auf den Weg geben wollen. Und zwar diese hier: