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13. Januar 2021

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13. Januar 2021

Homeschooling: ein Stresstest für Eltern

Homeschooling stellt Millionen Eltern vor große Herausforderungen. Wie Familien diese angesichts der aktuellen Mehrfachbelastung am ehesten bewältigen und was in dieser Ausnahmesituation wirklich zählt!

Homeschooling stellt Millionen Eltern vor große Herausforderungen. Bereits zur Adventszeit ließ sich erahnen, dass es bald wieder soweit sein könnte. Doch als dann die Nachricht eines zweiten Lockdowns samt Schulschließung medial die Runde machte, fielen viele Eltern trotzdem in eine kurze Stockstarre. Die Erinnerungen an die Kraftanstrengungen des Frühjahres 2020 sind schlichtweg noch zu präsent. 

Und nun, im Januar 2021, ist Homeschooling wieder Realität. Und damit die Überforderung vieler Eltern, die sich mit dieser Situation komplett allein gelassen fühlen. „Wie soll ich meine Arbeit und die schulische Betreuung meines Kindes unter einen Hut bekommen?“, „Die Technik bei Moodle versagt, was soll ich tun?“ oder „Mein Kind weigert sich zu lernen, wie motivierte ich es?“ sind nur drei von unzähligen Fragen, die sich Eltern angesichts dieser erneuten Ausnahmesituation stellen. 

Patentlösungen für alle Fragen zu liefern, ist aktuell ein Ding der Unmöglichkeit. Was soll man schließlich ganz pauschal einer alleinerziehenden Mutter dreier Kinder raten, die parallel zur Betreuung ihrer Kleinen im Home-Office darum kämpft, ihren erst vor wenigen Monaten ergatterten Job zu behalten?  

Sehr wohl aber lassen sich grundsätzliche Dinge (er-)klären und erfolgsversprechende Herangehensweisen besprechen, die Eltern den herausfordernden Alltag wenigstens ein klein wenig entlasten. Zudem ist es uns wichtig, Eltern Druck zu nehmen und ihre Ängste zu beseitigen. 

Eltern sind keine Lehrer

Besonders bedeutend in diesem Kontext ist es klarzustellen: Eltern sind keine Lehrer. Und müssen auch keine sein! Damit ist nicht nur gemeint, dass den meisten Eltern die entsprechende Qualifikation fehlt. Nein, viel entscheidender ist, dass sich ein durch das Homeschooling verursachter Rollenwechsel negativ auf die Eltern-Kind-Beziehung auswirken kann. Nicht umsonst ist Heimunterricht, also sein Kind nicht in die Schule zu schicken und es stattdessen selbst zu unterrichten, in Deutschland – anders als in vielen Nachbarländern – verboten. Und dafür gibt es gute Gründe.  

Der Kontext „Familie“ ist schließlich ein völlig anderer als der Kontext „Schule“. Während in der Familie die erste Sozialisation – also die eigenen Normen und Werte vermittelt werden –, nimmt erst der Kindergarten, und dann später die Schule die Funktion der zweiten Sozialisation – ,also die Vermittlung gesellschaftlicher Normen ein. Kindern gelingt durch den Kontext „Schule“ die Abgrenzung zum Wertekonsens der eigenen Familie. Oder anders ausgedrückt: Die Familie wird durch die zweite Sozialisation nicht länger als DIE Welt, sondern als EINE Welt interpretiert.  

Aber zurück zur Eltern-Kind-Beziehung: Eltern sollten niemals in die Lehrerrolle gezwungen werden, weil sie bei der Verkörperung dieser schlechte oder ausbleibende schulische Leistungen sanktionieren müssen. Doch genau das kann nicht gleichwertig wie in der Schule funktionieren. Warum?  Weil Kinder wissen: „Mama und/oder Papa lieben mich, egal was ich mache.“ Eltern gehören zum eigenen Team! Sie sind Unterstützer, Vertraute und Mitstreiter. Lehrer hingegen verkörpern das Leistungssystem. 

Es gibt wichtigeres als Lernstoff

Apropos Leistungssystem. Immer häufiger liest man in diesen Tagen, dass Corona-Schüler*innen durch den verpassten Lehrstoff später einmal Probleme auf dem Arbeitsmarkt bekommen oder weniger verdienen werden. Manchmal bieten entsprechende Publikationen sogar eine Formel an, die berechnet, wie sich das Homeschooling auswirkt. Eltern sollten sich von davon nicht verunsichern lassen. Das ist alles grober Unfug.  

Die größte Gefahr, die unseren Kindern droht, ist nämlich nicht, dass sie in dieser Ausnahmesituation Lernstoff xy nicht verinnerlichen. „Die größte Gefahr ist, dass Kinder ihre natürliche Freude am Lernen und an der Herausforderung verlieren“, sagt Jürgen Möller, pädagogische Leiter der Akademie für Lernpädagogik. Denn das wirke sich auf das ganze Leben aus und führe dazu, dass Kinder unter ihren Möglichkeiten bleiben und ihre wunderbaren Potenziale nicht entfalten.

Von Markus Unckrich